Die Arbeitsgruppe "Somatoforme und somatopsychische Störungen" beschäftigt sich mit Körperbeschwerden, bei denen eine Diskrepanz zwischen organischen Untersuchungsbefunden und subjektivem Leidensdruck bzw. subjektiver Funktionsbeeinträchtigung besteht. Darunter fallen die so genannten somatoformen Störungen, aber auch viele der so genannten funktionellen Syndrome, wie etwa Chronisches Müdigkeits-Syndrom, Reizdarm- oder Reizmagen-Syndrom, Fibromyalgie-Syndrom, oder Multiple Chemikalienempfindlichkeit. Darüber hinaus gibt es auch bei organisch definierten Erkrankungen bestimmte Beschwerden (z.B. Erschöpfung), die nicht eindeutig durch Labor- oder Untersuchungsbefunde erklärt werden können, aber dennoch den Verlauf der Grunderkrankung komplizieren.

 

In diesem Spannungsfeld suchen wir nach Möglichkeiten, die Versorgung der betroffenen Patienten zu verbessern, beteiligen uns aber auch an der Weiterentwicklung ätiologischer Konzepte und Klassifikationen, wie dies z.B. im aktuellen Konstrukt der "Somatic Symptom Disorder" der DSM-V-Klassifikation deutlich wird.

 

Inwieweit den im Vordergrund stehenden körperlichen Beschwerden auch mit körperorientierter Psychotherapie begegnet werden kann wird ebenfalls in mehreren Studien der AG untersucht.

Aktuelle Projekte
Leitlinienbasierter Online-Kurs „Umgang mit funktionellen Körperbeschwerden“ bei der VHB München

Unter dem Dach der Virtuellen Hochschule Bayern ist seit Juni 2021 unser Online Kurs „Umgang mit funktionellen Körperbeschwerden“ verfügbar. Der Kurs basiert auf der gleichnamige S3-Leitlinie, die bei der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaft (AWMF) erschienen ist. Wir haben ihn für das offene Kursangebot der „Virtuellen Hochschule Bayerns“ (VHB) von Grund auf neu entwickelt, um diesen wichtigen Bereich ärztlichen Handelns ins Blickfeld zu rücken. Darüber hinaus möchten wir den Kurs auch wissenschaftlich evaluieren.


Was ist unter "funktionellen Körperbeschwerden" zu verstehen?
Wir beziehen uns hier auf ein breites Spektrum an Beschwerdebildern und Syndromen im medizinischen Umfeld. Der Umgang mit diesen Beschwerden ist wegen der Vielfältigkeit der Erscheinungsbilder und der sehr unterschiedlich ausgeprägten Schwere der Präsentation herausfordernd. Dennoch empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen, welches allen diesen Beschwerden im Ansatz gerecht wird. Der Kurs gibt in anschaulicher Weise am Schweregrad orientierte und aufeinander aufbauende Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie bei Erwachsenen mit funktionellen Körperbeschwerden.


Was können Sie in diesem Kurs lernen?
Vermittlung bzw. Aktualisierung von Wissen zum diagnostischen und therapeutischen Umgang mit
funktionellen Körperbeschwerden.


Ziele des Kurses sind:

- mehr Lebensqualität und Funktionalität für die Betroffenen,

- mehr beidseitige Behandlungs-Zufriedenheit sowie

- eine sinnvollere Nutzung von Ressourcen

 

Aufbau des Kurses
Der Kurs besteht aus 10 Kapiteln, welche drei übergeordnete Bereiche wie folgt behandeln:

- Initiale Grundversorgung

- Erweiterte Grundversorgung 1: „Simultandiagnostik“

- Erweiterte Grundversorgung 2: "vom Erklärungsmodell zur Bewältigung“

Für jedes Kapitel ist maximal etwa eine Stunde Bearbeitungszeit angesetzt. Bei erfolgreicher
Teilnahme am Kurs und der Teilnahme an der begleitenden wiss. Evaluation erhalten Sie 20 CME-
Punkte.

AWMF-LL "Funktionelle Körperbeschwerden"

Im vierten Quartal 2018 wurde eine bestehende interdisziplinäre S3-Leitlinie aus dem Jahre 2012 turnusgemäß aktualisiert, welche die schweregradgestufte Behandlung von Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden über verschiedene Settings hinweg auf einer auf evidenz-basierten Grundlage beschreibt.

Nach der Konsentierung der Leitlinien durch das breite Spektrum der vertretenen medizinischen Fachgesellschaften ist die Leitlinie nun seit November 2018 veröffentlicht. Sie besteht aus einer Langfassung, einer Zusammenfassung der Schlüsselempfehlungen (Kurzfassung) und einem Leitlinienreport, welcher die Vorgehensweise bei der Leitlinienerstellung beschreibt. Alle Bestandteile der Leitlinie können öffentlich auf den Seiten der AWMF abgerufen werden.

Website: www.funktionell.net


Leitung der Steuerungsgruppe: Prof. Dr. P. Henningsen, Prof Dr. C. Hausteiner-Wiehle

 

Weitere Mitglieder der Steuerungsgruppe: Dr. med. C. Roenneberg (München), Dipl. Psych. H. Sattel (München), Prof. Rainer Schäfert (Basel)

Kooperationspartner: 
Unter Beteiligung zahlreicher Fachrichtungen bzw. Fachgesellschaften und Patientenorganisationen:
DEGAM, DGPPN, DGPT, DPV, DGVM/Klinische Psychologie, DGMP, DGIM, DGN, DGOOC, DIVS, DGCH, GHUP, DGAUM, DGPFG/ DGGG, DGHNO, DGU/AK Psychosomatische Urologie und Sexualmedizin, DGZMK, DGK, DGRh, DGVS, DDG/DGAKI, DGSMP und DAG SHG, und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)

Multizentrische Effectiveness-Studie stationärer psychosomatisch-psychotherapeutischer Behandlung (MEPP)

Ziel der Studie ist die Evaluierung der Wirksamkeit (Effectiveness) stationärer und teilstationärer psychosomatisch-psychotherapeutischer Behandlung in deutschen Universitätskliniken. Es sollen erstmals belastbare Daten zu den Behandlungen gemäß den hohen Standards des neuen Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)-Katalogs gewonnen werden. Die Studie wird 2019 beginnen, die katamnestische Langzeiterhebungen werden 2021 abgeschlossen sein.

 

Projektleitung: Prof. Dr. med. Stefan Doering;

Projektmitarbeiter: Prof. Dr. med. Peter Henningsen, Dr. med. Casper Roenneberg, Dipl. Psych. Heribert Sattel, M. Sc. Psych. Dominique Schapperer

Umgang von Medizinstudierenden im Praktischen Jahr mit Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden

Im Medizinstudium wird gegenwärtig ein überwiegend dualistisches Krankheitsmodell vermittelt, welches organische von psychischer Ätiologie trennt. Daher ist die Ausbildung im Umgang mit Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden unzureichend. In der Folge sind Behandler im Umgang mit diesen Patienten oftmals unsicher und sich selbst überlassen.

Die Studie erhebt den Wissens-Stand der PJ-Studierenden in Bezug auf den Umgang mit Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden. Somit könnte – bei Vorliegen von Defiziten im Wissen um funktionelle Körperbeschwerden – in Zukunft die Lehre in Bezug auf den Umgang mit dieser bestimmten Patientengruppe angepasst werden: – durch bedarfsorientierte Maßnahmen – durch die Entwicklung spezifischer Lehrkonzepte und – eine Verringerung von Hindernissen und Barrieren bei der Umsetzung der empfohlenen gestuften und kooperativen Behandlung.

 

Projektleitung: Rosemarie Marksteiner, Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Dr.med. Casper Roenneberg

Behandlungsabbrüche in der stationären Psychotherapie (Drop-Stat)

Behandlungsabbrüche im Rahmen einer stationären Psychotherapie stellen ein großes Problem sowohl für die Patienten selbst als auch für die Kliniken dar. Aufseiten der Patienten stehen Unzufriedenheit mit Behandlern und ein ungenügender Behandlungserfolg im Vordergrund, im schlimmsten Fall auch eine Verschlechterung des Zustands. Für Kliniken bzw. Administratoren stellen Therapieabbrüche einen Verlust an finanziellen und humanitären Ressourcen dar. Im Rahmen der obligatorischen Qualitätssicherung ist daher eine strukturierte Analyse der Ursachen und einer möglichen Prävention von Behandlungsabbrüchen sinnvoll.

 

Projektleitung: Annkatrin Lattka, Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Dr.med. Casper Roenneberg

Leitung und Team
Prof. Dr. med. Peter Henningsen
Prof. Dr. med. Peter Henningsen

 

Stellvertretende Leitung:

Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Psychologe


Mitarbeiter der Forschungs-AG:

  • Prof Dr. med. C. Hausteiner-Wiehle
  • Marie Schneller, Ärztin